Der schmale Kammrücken war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Ab 1027 bis etwa um 1164 wurde das Reichsgut von den Grafen von Burghausen verwaltet, die auf der Südspitze des Burgbergs eine erste steinerne Anlage mit Ringmauer und Kirche errichteten. Deren bauliche Überreste aus dem 11. und frühen 12. Jahrhundert wurden in jüngster Zeit archäologisch ergraben und sind im Besucherzentrum der Bayerischen Schlösserverwaltung in der Dürnitz der Hauptburg zu besichtigen.
Nach kurzer Zeit unter dem Welfenherzog Heinrich dem Löwen fiel die Burg 1180 an die Wittelsbacher, die am Fuß der südlichen Burgspitze ein Mautgebäude unterhielten. Herzog Otto II., der Erlauchte, erhob den wichtigen Maut- und Marktort Burghausen 1235 zur Stadt.
Nach der ersten bayerischen Landesteilung 1255 baute Herzog Heinrich XIII. (reg. 1255-90), der in Landshut auf der Burg Trausnitz residierende Begründer der Linie Niederbayern, die Burg Burghausen als Zweitresidenz aus.
Innere Burgkapelle St. Elisabeth
Er ließ die anspruchsvollen Wohnbauten der Hauptburg an der Südspitze, dem höchsten Punkt des Bergrückens, errichten: den Palas oder Fürstenbau mit den herzoglichen Wohnräumen, den Dürnitzstock mit zwei übereinanderliegenden Sälen für das Gefolge und den zunächst frei stehenden Kemenatenbau gegenüber als Frauenzimmer für den weiblichen Hofstaat.
Er stiftete auch die an den Palas angrenzende Burgkapelle, die der hl. Elisabeth von Thüringen, der Tante seiner Gemahlin Elisabeth von Ungarn, geweiht wurde.
Die zunehmende Befestigung des gesamten Burgbergs erfolgte im Verlauf des 14. Jahrhunderts. Mauerzüge am Südende des Burgbergs und am Beginn des dritten Vorhofs sicherten schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts Burg und Stadt. Eine Urkunde aus dem Jahr 1387 dokumentiert bereits die volle Ausdehnung der Burganlage auf über einen Kilometer bis ans Nordende des Kammrückens.
Bildnis Herzog Georgs des Reichen von
Bayern-Landshut,
Peter Gertner,
um 1531/32
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen,
Foto: Bayer/Mitko
Den weiteren Ausbau im Verlauf des 15. Jahrhunderts, der bis heute das Erscheinungsbild der Burg prägt, bestimmten drei Generationen von Wittelsbachern – die Reichen Herzöge von Bayern-Landshut Heinrich XVI., Ludwig IX. und Georg. Unter Heinrich erfolgte um 1430/40 die gotische Umgestaltung des Dürnitzstocks für eine große Hofhaltung. Auch ließ er mit Zeughaus und Haberkasten (heute Theaterakademie) zwei monumentale Wirtschaftsgebäude in den Vorhöfen errichten. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts, vielleicht schon unter Ludwig dem Reichen, wurde der Kemenatentrakt erweitert und an den Palas angebunden.
Als der eigentliche Bauherr der Burghauser Burg jedoch gilt Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut (reg. 1479-1503), der nach seiner Vermählung mit Hedwig von Polen 1475 in der berühmten Landshuter Fürstenhochzeit die Erbprinzenjahre in Burghausen verbrachte und als regierender Herzog von Landshut den Ausbau steuerte. Umbauten und Erweiterungen in Palas und Kemenatenbau galten der Ausgestaltung des Familiensitzes für die ständige Hofhaltung seiner Gemahlin.
Mit Neubauten wie der äußeren Burgkapelle St. Maria, der so genannten Hedwigskapelle, im vierten Vorhof zwischen 1479 und 1489, einem Meisterwerk spätgotischer Architektur unter Salzburger Einfluss, und dem monumentalen Georgstor mit dem bayerisch-polnischen Allianzwappen am Zugang zum ersten Vorhof setzte er baukünstlerisch bedeutende Akzente.
Geschützturm auf dem Eggenberg,
so genannter Pulverturm
Durch den Ausbau des Befestigungsrings mit seinen fünf Höfen als Einzelabschnitten der Wehranlage sowie der Verstärkung des Verteidigungssystems im Außenbereich am Eggenberg entstand auf dem lang gestreckten Höhenrücken über der Stadt die stärkste Festung im Land, ein weitläufiges, gewaltiges Bollwerk, das der Familie und den Reichtümern des Herzogs Sicherheit bot. Mit der Vereinigung der Teilherzogtümer Ober- und Niederbayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 verlor die Burg Burghausen ihre politische Bedeutung als Wittelsbacher Zweitresidenz.
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